Gott in der Kindheit
Es ist mir heute ein Anliegen, vom Gottesbezug in der Kindheit zu erzählen. Auch weil ich selbst Tante von – noch ungeborenen – Zwillingen bin, beschäftigt mich die Kindheit und das Verhältnis zu Gott sehr. Gerne lese ich auch über die Wege meiner Leser, die sie als Kind mit Gott beschritten haben. Ein Potpourri verschiedener Gottesbetrachtungen aus der Kindheit wäre sehr schön!
Bald haben wir Advent und diese Zeit bedeutet für uns das große Warten auf den Herrn und die vorfreudige Erwartung des Hochheiligsten Kindes, des Jesuskindes. In dieser Zeit können wir leichter als sonst in ein kindliches Erleben eintauchen, weil wir wissen: Ja, es gibt Jemanden, der wird immer größer, erwachsener aber auch demütiger, erbarmungsvoller und liebreicher sein, als wir. Er wird auch immer kleiner und dadurch größer sein, weil er Gott ist, der sich zum Menschen, zum Säugling für uns gemacht und uns durch seinen Tod und seine Auferstehung erlöst hat. Dieser Jesus Christus ist es, der immer näher in unsere Welt kommt. Daran sollen wir vor allem im Advent denken.
Dieses kindliche Warten, die Erwartung ist es, die mich früher als Kind eifrig, ja gar fiebrig gepackt hat. Es waren nicht die Geschenke, die mich in so einen Zustand versetzten. Einmal bekam ich von meiner Patin nur ein paar bunte Filzstifte. Aber was solls? Ich hatte nie einen Wunschzettel, sondern bin mit der Aussage aufgewachsen, dass das Christkind etwas für mich mitbringt. Das genügte mir – die ich als Mädchen die alten Klamotten meiner Brüder auftragen musste – vollkommen. Was ich zu Weihnachten bekommen würde, wusste ich daher nie und trotzdem ahnte ich, dass mir das Christkind etwas ungeheuer Schönes mitbringen wird. Wenn ich heute darüber nachdenke, dann war meine Vorfreude auf die Heilige Nacht eigentlich immer wesentlich größer als die Freude, die den materiellen Geschenken galt. Zumindest in meinem Vorschulalter. Die Vorfreude gipfelte nicht in die Freude über die Geschenke, sondern einfach nur darin: Jetzt ist Weihnachten! Jetzt stellen wir die Krippe auf und legen Abends das Jesuskind in die Miniaturen-Futterkrippe. Viele Kerzen werden in der Kirche entzündet und die Erwachsenen singen himmlische Lieder. Einmal nahm ich am Vortag des Heiligen Abends einen kleinen Engel aus Wachs in die Hand und tanzte damit prozessions-artig in der Wohnung umher. Und einmal steigerte ich mich in die Zeit vor Weihnachten so hinein, dass ich am Heilig Abend sogar krank wurde und noch am selben Tag ins Krankenhaus musste. Nichts Schlimmes, mein Schutzengel war ja da. Überhaupt der Schutzengel, der war für mich ein großer Trost, weil ich ein ängstlich geplagtes Kind war, welches überall Geister und Monster sah.
Ja, ich habe wirklich gute Erinnerungen an diese vier oder fünf Jahre meines Lebens, in denen ich kindlich auf Gott schaute. Meine Eltern nahmen mich schon als Kleinkind mit zum Gottesdienst und ich war besonders von den Ministranten angetan. Immer wenn sie sich vor dem Altar auf die Kissen knieten, wusste ich: jetzt bimmeln gleich wieder die Glöckchen. Zuhause habe ich mir sogar eine kleine „Kirche“ eingerichtet. Mit Wachsmalkreiden malte ich ein Kreuz an die Wand und spielte dann einfach „Gottesdienst“. Daraus kann ich heute schließen, dass der Glaube und der Gottesdienstbesuch eine zentrale Rolle in meiner Kindheit spielte.
Wie es dann dazu kommen konnte, dass ich später all das für Humbug hielt, ist eine andere Geschichte. Jetzt geht es mir nur um die vier oder fünf Jahre kindlichen Erlebens in einer mehr oder weniger katholischen Familie.
Wie war das? Wie betete man als Kind zu Gott? Für mich war es immer der „Liebe Gott“ und wenn ich zu ihm betete, schaute ich wie selbstverständlich auf das Kruzifix an der Wand. Wer mir beigebracht hat, dass man so zu Gott betet, weiß ich nicht. Ich gehe davon aus, dass man einem Kind das gar nicht so streng beibringen muss, weil es selber versteht, dass es einen Höheren gibt, wenn sich sogar die Knie der Eltern vor dem Kreuz oder dem Tabernakel beugen. Wichtig ist, dass die Eltern Gott wirklich einen guten Gott sein lassen aber auch erwähnen, dass es Dinge gibt, die Gott – gerade weil seine Liebe so groß ist – schmerzen. Nämlich die Sünden, mit denen wir uns selber weh tun. Nie sollte man den Schöpfer als eine Art Erziehungsmittel „gebrauchen“. Das richtet in der Seele sehr viel Schaden an und Gott ist nicht „gebrauchbar“ und auch kein nützliches Mittel zum Zweck. Ohnehin hieß so ein Gebrauch auch immer Missbrauch. Ein Kind soll ob der Tatsache, dass Gott alles sieht, keine Angst bekommen, sondern sich darüber freuen und Vertrauen fassen.
Meine eigene Art auf Gott zu schauen, hat in mir einen Eifer ausgelöst, der mich als Fünfjährige zu einer regelrechten Moralpredigerin werden ließ. Na immerhin kann man den Namen Monika auch vom lateinischen monere = Ermahnen ableiten. Ich erinnere mich, dass ein Verwandter einmal etwas sagte, was mir als falsch erschien und ich schloss die Augen und sagte: „Hör bloß auf so etwas zu sagen, ich hör schon die Englein singen“. Was genau ich damit meinte, weiß ich nicht mehr. Vielleicht dachte ich, dass die Engel besonders laut vor Gott singen, wenn ein Mensch etwas Unrechtes über Ihn sagt. Kindliche Vorstellungen halt 🙂
Der Glaube an Jesus Christus hat mir vor dem Eintritt in die Schule sehr viel bedeutet. Er hat mich nie im Stich gelassen. Doch plötzlich, als ich mich im Vergleich mit so vielen Kindern meiner Klasse sah, fing ich an traurig zu werden: Ich wollte genauso reich sein, wie meine Schulkameraden. Ich wollte auch ans Meer fahren, viele Spielsachen haben und jedes Wochenende einen Ausflug machen. Aber das war bei uns nie drin. Erst als mein Vater den Bauernhof aufgab und ich erwachsen und atheistisch war, haben wir verschiedene Reisen unternommen.
Man sieht es an mir sehr gut: eine christliche Erziehung ist auch keine Garantie dafür, dass man nicht eines Tages doch vom Glauben abfällt. Dennoch, nach Jahren habe ich wieder zu Jesus Christus zurück gefunden und ich könnte heute nicht sagen „zurück“, wenn ich nicht als Kind bei ihm gewesen wäre. Allein das ist ein Geschenk, dass ich „zurück“ sagen kann!
Was ich mit meinem Beitrag noch erwähnen möchte, ist folgendes: Kinder verstehen die Sache Jesu besser, als sich das manche Eltern vorstellen können. Gerade Kinder haben, besonders wenn sie getauft sind, sehr leichten Zugang zum Transzendenten und ein Gespür für das Sakrale. Sie teilen sich die Welt um sich herum noch nicht mit dem bloßen Verstand in logische und all zu logische Realitäten ein. Sie sind mit der göttlichen Realität mehr verbunden, da der Schleier zwischen Gott und Mensch seit der Zeugung des neuen Lebens noch sehr dünn ist. So zumindest meine Erklärung. Ein kleines Kind oder ein Neugeborenes „riecht“ so zu sagen noch sehr stark nach den eigentlichen Schöpfer, der die Seele in das Kind einsenkte. Genau genommen hören wir nie auf, nach unserem Schöpfer zu riechen. Wir übertünchen im Laufe des Erwachsenwerdens nur den Geruch unserer Seele mit einer Art Parfüm, so wie wir unseren Körper mit Düften einsprühen.
Immer mehr Menschen besprühen ihr Kind gegen dessen Willen sehr früh mit fremden Gerüchen. Im übertragenen Sinn. Daher ist es mir auch wichtig zu sagen:
Liebe werdende Eltern, gebt diese wichtige Aufgabe der Erziehung nicht dem Fachpersonal des Staates in die Hand, sondern seid nach Möglichkeit selbst die ersten Pädagogen, die ersten Religionslehrer und die ersten Liebhaber eurer Kinder, nach Gott! Seid wirklich das, was ihr sein wollt: Selbstständig. Es ist mir ein so wichtiges Anliegen, weil ich nun erkenne, wie sehr ein Erwachsener aus seiner christlichen Erziehung schöpfen kann. Selbst wenn er sich von Gott entfernt hat, bleibt dieses Band bestehen! Eine christliche Erziehung ist eine sehr wertvolle Investition in das Seelenheil der Kinder. Geht nicht dem Märchen auf den Leim, man solle seine Kinder möglichst neutral erziehen. Das ist ein Widerspruch in sich! Jesus will, dass die Kinder zu ihm gebracht werden, dies ist eine klare Aufforderung an alle Erzieher und Bezugspersonen, die sich dem christlichen Glauben wenigstens verbunden fühlen. Ihr Eltern gebt bei der Taufe eures Kindes das Taufversprechen, es im christlichen Glauben zu erziehen. Brecht euer Versprechen nicht.
Lukas 18, 15-17
Die Segnung der Kinder
15 Man brachte auch kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Als die Jünger das sahen, wiesen sie die Leute schroff ab.
16 Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
17 Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
Matthäus 18, 1-6
Der Rangstreit der Jünger
1 In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte?
2 Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte
3 und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.
4 Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.
5 Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.
Warnung vor der Verführung
6 Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde.
Auch dieses Evangelium möchte ich nennen, um etwas zu verdeutlichen:
Lukas 12, 49-53.
Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.
Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Ja, „harte“ Worte sind das aus dem Munde des Herrn. Man wird sich nach dem letztgenannten Evangelium fragen: Warum sich überhaupt so sehr um eine christliche Erziehung und einer Familie bemühen, wenn sich sowieso alles auseinanderleben könnte? Da ist es wichtig, wie ich finde, einzusehen, dass die Kinder den Eltern von Gott geschenkt wurden und sie selbst auch ein Geschenk an ihre eigenen Eltern waren. Gott schenkt aber nicht so wie ein Mensch, der nichts schenken kann weil ihm nichts gehört. Er schenkt wie ein Gott, dem alles gehört und so gehört ihm auch das Kind, welches er den Eltern anvertraut. Die Verantwortung liegt also trotz aller Widernisse, die auftreten können, immernoch bei den Eltern, die sich auch bis in die letzten Stunden der Welt um ihre Kinder zu bemühen haben. Sie sollen nicht ihre eigenen Erwartungen durch das Kind verwirklichen, sondern es so annehmen, wie es ist und seine Stärken nach Kräften fördern, seine Schwächen hingegen verarzten und liebevoll umsorgen. Sie sollen es aushalten, tolerieren, wenn das Kind nicht so ist und denkt, wie sie sich das wünschen.
Natürlich ist eine Erziehung mit Gott nicht leicht – besonders in der heutigen Zeit. Es ist eine Lebensaufgabe, aber sie ist es allein schon um der Kinder Willen wert.
Eine Beziehung mit Gott zu fördern, ist das Schönste, was die Eltern für ihre Sprösslinge tun können.
Eine bestehende Beziehung mit Gott zu sabotieren, ist hingegen das Schlimmste und das Widerlichste!
Die meisten positiven Dinge erfuhr ich nur durch Gott. Wenn meine Eltern mich nicht zu Gott gelassen hätten, wie sehr hätte mir das geschadet und wie sehr schadet es den jetzigen Kindern. Selbst wenn Gott sich nicht abhalten lässt, seinen Segen auf sie zu legen und sie zu rufen. Es wird ihnen von den Menschen her schwer gemacht überhaupt Vertrauen zu fassen.
Das ist unsagbar traurig und um zu zeigen, dass es nicht so traurig ausgehen muss, habe ich dies hier veröffentlicht.
Letztendlich gilt aber, dass bei Gott nichts unmöglich ist und dies bewahrheitet sich schon im irdischen Leben des Menschen.